Im Zentrum von Volodines Roman steht ein aussergewöhnliches Paar: das ehemalige RAF-Mitglied Ingrid Vogel und ihr Jäger aus dem BKA, der sich anhand ihres Fahndungsfotos unsterblich in sie verliebt hatte. Dennoch oder gerade deswegen verhilft er ihr zur Flucht. In den letzten gemeinsamen Tagen in einem Lissabon à la Pessoa steht zwischen ihnen Ingrids titelgebender Schlüsselroman über den Untergrundkampf, den sie im fernen Exil schreiben will, den der Geliebte ihren Gedanken abliest: literarische Polit-Fiction voller Rückbezüge auf den Terrorismus der 70er-80er Jahre. Mit grosser poetischer Kraft und unbezähmbarer Phantasie entwirft Volodine ein Requiem auf die Nachkriegswelt, nimmt dazu die gängigen Totalitarismen auseinander und verpasst seiner Frustration über das zwangsläufige Scheitern aller Revolutionen einen teils schmerzlichen, teils erschreckend humorvollen Ausdruck. Atmosphärisch von enormem Sog.
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„Bruckner komponiert wie ein Betrunkener“: Zu diesem Schluss kommt 1886 ein Musikkritiker nach der Wiener Erstaufführung von Anton Bruckners Siebter Sinfonie. Stimmen wie diese sind heute nicht mehr zu hören, wenn in den Konzert- und Opernhäusern der Welt die grossen Werke des klassischen Repertoires aufgeführt werden – bewundert, verehrt, jeglicher Diskussion enthoben. Respektlose, auch amüsante Zugänge öffnen sich jedoch beim Blick in die Archive: Thomas Leibnitz zeigt, wie scharf die zeitgenössische Kritik mit Werken von Komponisten umging, die heute zu den unbestrittenen Grössen der klassischen Musik zählen – Ludwig van Beethoven, Richard Wagner, Giuseppe Verdi, Anton Bruckner, Johannes Brahms, Richard Strauss, Gustav Mahler, Arnold Schönberg.
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In "Singing Like Germans" erzählt Kira Thurman die umfassende Geschichte schwarzer Musiker in der deutschsprachigen Welt über mehr als ein Jahrhundert. Thurman erweckt die unglaublichen musikalischen Interaktionen und transnationalen Kooperationen zwischen Menschen afrikanischer Abstammung und weissen Deutschen und Österreichern zum Leben. Durch diese fesselnde Geschichte untersucht sie, wie Menschen rassische Identitäten im Konzertsaal verstärkten oder in Frage stellten. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts gingen die Zuschauer davon aus, dass die Kategorien Schwarzsein und Deutschsein sich gegenseitig ausschlossen. Doch beim Besuch einer Aufführung deutscher Musik durch einen schwarzen Musiker waren viele Zuhörer überrascht zu entdecken, dass deutsche Identität kein biologisches Merkmal ist, sondern etwas, das erlernt, aufgeführt und gemeistert werden kann. Während Deutsche und Österreicher ihre nationale Identität in der Musik verorteten und Komponisten wie Bach, Beethoven und Brahms als nationale Helden feierten, komplizierte die Aufführung ihrer Werke durch schwarze Musiker das öffentliche Verständnis darüber, wer das Recht hatte, sie zu spielen. Die Zuschauer schwankten zwischen der Sichtweise, diese Musiker als rechtmässige Erben der österreichisch-deutschen Musikkultur zu betrachten, und der Vorstellung, dass sie gefährliche Aussenseiter seien. Thurman untersucht die Spannung zwischen den angeblich transzendentalen Kräften der klassischen Musik und den globalen Gesprächen, die darüber entstanden, wer sie aufführen durfte. "Singing Like Germans" ist eine interdisziplinäre und transatlantische Geschichte, die nahelegt, dass das Musikhören keine passive Erfahrung ist, sondern ein aktiver Prozess, in dem rassische und geschlechtsspezifische Kategorien ständig geschaffen und wieder aufgelöst werden.
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